28.08.2020- 20.09.2020
Es ist Sommer, doch wir sind etwas später dran als gewohnt. Das liegt an der Corona-Pandemie, die zurzeit in ganz Europa wütet und so das Planen einer Reise fast unmöglich macht. Trotzdem haben wir uns vorgenommen, Richtung Norden zu fahren und einmal den Spätsommer dort zu erleben.
Wir fahren also, wie schon die Jahre zuvor, Freitagabends los Richtung Deutschland, wo wir noch ein paar Kilometer machen wollen, um danach nicht mehr soo grosse Distanzen fahren zu müssen.
Am Samstag möchten wir, respektive Sabine, in Worpswede sein. Das ist ein Ort in Norddeutschland, der früher eine bekannte Künstlerkolonie war. Auch heute noch kann man das Schaffen und Wirken vieler deutscher Künstler bewundern. Sehr gut ist zu sehen, wie das Zusammenleben da so funktioniert hat.
Es ist klar, dass Sabine mich für diesen Besuch überredet hat; denn sie wollte schon immer auf Rilkes Spuren wandeln. Sabine mag Rilkes Gedichte sehr und dies schon seit ihrer Jugendzeit.
Na ja es liegt auch ganz gut am Weg Richtung Norden und es muss ja nicht immer die Reeperbahn sein.
Nach einem ausgiebigen Besuch des Dorfes inklusive feinem Nachtessen, geht es dann am Sonntag weiter Richtung Kiel, wo unsere Lieblingsfähre von der Stena Line Kiel-Göteborg auf uns wartet. Ursprünglich wollten wir mit der Finjet nach Helsinki fahren, doch Finnland lässt momentan niemanden einreisen und befindet sich im Lockdown. Deshalb haben wir umgebucht, was ja auch nicht so schlimm ist. Nach aktuellem Stand der Pandemie kann man in Schweden ohne Probleme einreisen und so ist es dann auch.
In Göteborg angekommen, kaufen wir wie gewohnt erst ein und füllen unseren Kühlschrank, den man auf der Fähre leider ausschalten muss, so richtig auf.
Danach geht es zügig weiter immer nordwärts, denn wir haben gehört, dass die nördlichen Provinzen Schwedens, also Lappland und Norrbottens Lan, aus norwegischer Sicht nicht zu den Sperrgebieten gehören. Das heisst im Klartext, wenn wir uns 10 Tage in Lappland aufhalten, sind wir sozusagen in Quarantäne und dürfen dann nach Norwegen einreisen. Das würden wir natürlich zu gerne.
Sorsele lassen wir diesmal links liegen, da es zwar schon in Lappland liegt, jedoch gerade noch ausserhalb der Provinz Norrbotten, wo wir ja 10 Tage verbringen sollten. Deshalb haben wir einen mehrtägigen Aufenthalt am Trollforsen geplant. Das ist einer unserer Lieblingswasserfälle, der sich kurz vor Moskosel, also knapp unter dem Polarkreis befindet. Es ist wie immer Natur pur! Einfach nur etwas wandern (wirklich nur ein wenig...Insider wissen, dass ich ein Wandermuffel bin) fischen, Beeren suchen, lesen kochen und sehr lecker essen. Das alles in einer spektakulären Umgebung. Selbst ein Besuch von Rentieren erleben wir. Einfach genial!
Nach ein paar ruhigen Tagen ziehen wir weiter. Nach der Überquerung des Polarkreises fahren wir bei bestem Wetter Richtung Abisko, wo wir noch nie waren und das so ziemlich am nördlichsten Ende Schwedens liegt. Abiskos Nationalpark ist ein Idealer Ausgangspunkt für Wanderungen durch Schwedens unberührte Natur. Wir übernachten auf dem Fjällbi Camping Börklidden und unternehmen auch eine Wanderung auf einen nahegelegenen Berg (Sabine gelang es tatsächlich, mich auf den Berg zu locken). Morgen sind dann die 10 Tage vergangen, die wir in Norrbotten verbringen müssen. Wir wollen versuchen, nach Norwegen einzureisen und dann weiter auf die Lofoten, diesmal von Norden Richtung Süden.
Tatsächlich! Der Grenzübertritt klappt ohne Probleme! Es steht lediglich ein einsamer Polizeiwagen mitten auf der Strasse und wir werden nach unseren Dokumenten gefragt und wo wir herkommen etc. Nachdem wir dem Polizeibeamten (oder wars ein Zollbeamter? ) gesagt haben ,dass wir 10 tage in Norrbotten verbracht haben, was wir mit Handyfotos und Tankquittungen etc belegen könnten, ist für Ihn gut und er lässt uns einreisen. (Wir mussten gar nichts nachweisen; unser Wort genügte).
Lofoten wir kommen!! Hurra! .Eigentlich ist es ein Katzensprung bis auf die Vesteralen, wo wir natürlich auch dem Walzentrum Andenes einen Besuch abstatten. Leider ist das Meer zu unruhig und wir können nicht hinausfahren um Wale zu beobachten. So bleiben wir eine Nacht auf dem Midnatsol Camping, der wirklich sehr schön ist und wir haben auch freie Platzwahl und suchen uns ein windgeschütztes Plätzchen aus. Am nächsten Tag fahren wir weiter immer gemütlich durch die Vesterålen mit vielen Stops zum Fotografieren und ab und an mal eine Kleinigkeit essen denn hier gibts ja wieder diese feinen Crevetten, welche wir so mögen.
Apropos essen: wir machen genau am Übergang von Vesterålen zu den Lofoten auf einem kleinen Stellplatz Feierabend. Hier kommt man gut ans Wasser und ich will einen Versuch machen, im Fjord zu Angeln. Es dauert dann auch nicht lange, und ein zugegeben nicht riesiger, aber dafür sehr schmackhafter Dorsch brutzelt in der Pfanne.
Gemütlich fahren wir dann weiter und geniessen jede Stunde, die wir unterwegs sind, auch wenn das Wetter hier auf den Lofoten jetzt nicht mehr so toll ist. Es regnet immer mal wieder. Doch dazwischen scheint auch die Sonne und das Ganze im Halbstundentakt.
Wir sind kurz vor Reine und übernachten auf dem Moskenes Camping. Dann ist es soweit: Unsere Aurora- App meldet uns erhöhe Sonnenwindaktivität, das heisst, die Möglichkeit Nordlichter zu sehen, ist ziemlich hoch. Wir hoffen, dass sich die Wolken verziehen und wir etwas sehen können.
Kurz vor Mitternacht, nachdem wir gefühlt alle 5 Minuten aus dem Fenster gesehen haben, ist es soweit: die Wolken reissen kurz auf und dann sind sie da: Die Nordlichter!!
Sofort die Bettdecken geschnappt weil es draussen saukalt ist und nichts wie raus. Wir staunen und staunen und als die Lichter auch noch zu tanzen beginnen sind wir überglücklich! Das ist schon sehr beindruckend, auch wenn wir das Spektakel aufgrund des Wetters nur kurz sehen konnten.
Ein zwei Handyfotos konnten wir aber dennoch machen. Sie kommen der Wirklichkeit jedoch nicht sehr nahe, denn in Echt ist es weit besser.
Nach diesem Erlebnis ist es nur noch halb so schlimm, dass wir nun langsam den Heimweg antreten müssen. Wir leisten uns die Fähre von Moskenes nachBodø, danach nehmen wir die E 6 immer Richtung Oslo, denn wir müssen natürlich wegen der Pandemie in Norwegen bleiben. Macht ja nichts; es sind ja bloss rund 1200 Kilometer. Wir buchen zum ersten mal eine Überfahrt mit der Colorline, das wollte ich schon lange mal machen. Immerhin sind die zwei Schiffe Color Magic und Color Fantasy die grössten Fähren der Welt. Kurz gesagt: wir waren begeistert! Das Schiff ist eher ein Kreuzfahrtschiff als eine Fähre. Wirklich toll und wir buchen bestimmt wieder. Der Rest ist Routine: noch ein wenig Deutschland (1x übernachten ) und am 19.09.2020 sind wir wieder zu Hause. Unser Fazit: eine Reise im Herbst Richtung Norden lohnt sich auf jeden Fall.